Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
554 Zweites Kapitel.
März 1813 bis zum Mai 1814 hatte Hamburg furchtbar zu leiden, namentlich
durch die Schreckensherrschast Tavousts, dann folgte wieder gute Zeit und
Hamburgs Handel nahm einen großartigen Aufschwung. An der Neugestaltung
Deutschlands hat der Freistaat aus Seite Preußens Anteil genommen.
Schon 864 wurde das Bistum Hamburg mit dem Bremens vereinigt. Bis
zu der Herrschaft der Schauenburger hatte die Stadt viel von den Räubereien der
Normannen, Dänen und Slawen zu leiden. Kaiser Friedrich Barbarossa verlieh
Hamburg eigne Gerichtsbarkeit, Zollfreiheit für seine Schiffe und Waren bis zum
Meere und das Recht, im zweimaligen Umkreise der Stadt die Anlegung von
Besestiguugen zu verbieten. Damals siedelten auch die Kaufleute des zerstörten
Bardowiek nach Hamburg über. Im 13. Jahrhundert hatte die Stadt nach einander
Belagerungen der Dänen, der Grafen von Holstein und der Kaiserlichen zu erleiden,
trotzdem aber behielt sie ihre Rechte und Freiheiten. Im Jahre 1284 brannte ein großer
Teil der Stadt ab. Seit 1292 übte Hamburg das Recht selbständiger Gesetzgebung,
seit 1359 das Blutrecht aus. Im 14. Jahrhundert wurden auch die Alster und viele
benachbarte Gebiete (Eppendorf, Eimsbüttel, Großborstel, die Elbwerder, Moorburg,
Amt Ritzebüttel :e.) erworben. Das Münzrecht erhielt die Stadt 1325; dasselbe
wurde 1435 erweitert. Tic Streitigkeiten zwischen Rat und Bürgerschaft führten zu
den Rezessen von 1410, 1458 und 1483, doch setzten sich dieselben auch in den sol-
genden Jahrhunderten fort', neue Rezesse entstanden 1529 und 1562. Trotzdem war
der Streit im 17. Jahrhundert wieder so groß, daß es Dänemark fast gelungen
wäre, sich der Stadt zu bemächtigen (1686). Endlich mußte das Rei.ti mit Truppen
einschreiten, und nun wurde endlich 1713 ein endgültiger Rezeß zwischen Rat und
Bürgerschaft zustande gebracht. Inzwischen erwarb Hamburg mit Lübeck zusammen
im Kampfe mit den benachbarten Raubrittern den Besitz Bergedorfs, der Bierlande
nebst Geesthacht, vorübergehend auch des halben Sachsenwaldes (1420), dann die
Hälfte des Finkenwärders (1445). Bei der Einführung der Reformation war Bugen-
Hägen in hervorragender Weise thätig. Ter Handel mit England wurde besonders
dadurch gehoben, daß in Hamburg die Gesellschaft der Bierchants-adventurers ein-
trat (seit 1567); in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts siedelten sich zum Bor-
teile des Handels auch viele Portugiesen und Holländer an. Im Dreißigjährigen Kriege
ist Hamburg weder belagert noch besetzt worden; ja 1628 erlangte es sogar vom
Kaiser eine Bestätigung und Erweiterung seiner alten Handelsvorrechte, was freilich
allerhand Streitigkeiten mit Dänemark herbeiführte. In den Jahren 1712—1714
starb von den 100000 Einwohnern Hamburgs 15 an der Pest. Im Jahre 1763
fallierten infolge unvorsichtiger Spekulationen 93 große Handelshäuser. Den Streit
mit Dänemark beendete der Gottorpsche Vertrag 1768; außer dem Verzicht Däne-
marks auf das städtische Gebiet war noch von Bedeutung die Abtretung mehrerer
Gebiete in Holstein, sowie mehrerer Elbinseln. Unter den Dichtern, welche in der
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Hamburg lebten, sind Klopstock und
Lessing die bedeutendsten; an sie schließen sich Voß, Matthias Claudius, Reimarus
und Gerstenberg. Während des nordamerikanischen Freiheitskrieges entstanden an
allen wichtigeren Plätzen der Union Zweigniederlassungen, nach Hollands Uber-
flutung durch die Franzosen zog sich der holländische Handel fast ganz nach Ham-
bürg, ebenso der damalige Verkehr mit Riga, Archangel und St. Petersburg.
Am Ende des 18. Jahrhunderts fallierten wiederum 53 große Handelshäuser.
Im März 1813 mußten die Franzosen vor den Russen weichen, dann rückte im
Mai Davoust wieder ein und strafte nun die Stadt furchtbar. Bei der folgenden
Belagerung durch den General Bennigsen brannte Davoust die Vorstädte Hamm
und St. Pauli nieder und vertrieb die obdachlosen Einwohner; die Gelder der
Bank beschlagnahmte er. Unter französischer Herrschaft sank die Einwohnerschaft
von 120000 auf 90000 und der Gesamtverlust der Stadt bezifferte sich auf
70 Millionen Thaler. Vom 5.-8. Mai 1842 wütete ein furchtbarer Brand (1749
Häuser brannten ab, 20000 Menschen wurden obdachlos^. Die schweren Handels-
krisen von 1825 und 1826, 1837 und 1858 wurden verhältnismäßig bald über-
wunden. Am 1. Januar 1861 trat eine neue Verfassung in Kraft. 1867 kaufte
Hamburg den Mitbesitz von Bergedorf, den Vierlanden und Geesthacht der Stadl
Lübeck ab.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Ritzebüttel Dänemark Matthias_Claudius Reimarus
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Bremen. 549
Stadt an der Ostsee, 1689 Einwohner, auf vorzugsweise sandigem Boden; in der
Nähe auch fruchtbarer Lehmboden. Bedeutender Fischfang (Dorsche und Heringe);
Borhafen Lübecks; lebhafte Schiffahrt. Seebad. — Schlutup, Dorf am rechten
Ufer der Trave. Starker Fischfang (Sprotten, Heringe, Dorsche, Butte, Aale).
d) Bremen.
Der Freistaat Bremen liegt in drei Gebietsteilen an der unteren Weser
zwischen 53° 1' bis 53° 10' nördl. Br. und 8° 33' bis 8« 56' östl. L. v. Gr.
Ter Hauptteil, welcher die Stadt Bremen trägt, wird von hannoverschem und
oldenburgischem Gebiete umgeben; 18 1cm weiter abwärts liegt auf dem rechten
Weserufer das Gebiet der Stadt Vegesack, von hannoverschem Gebiete umgeben,
und 73 km unterhalb Bremen, gleichfalls von hannoverschem Gebiete um-
schlössen, das Gebiet der Stadt Bremerhaven.
Schon 788 gründete Karl der Große in Bremen ein Bistum, das 849
Erzbistum ward (d. h. Angar) und unter Adalbert (1043—72) die Kirchen-
hoheit über Nordeuropa besaß. Seine Freiheiten erhielt Bremen im 12. und
13. Jahrhundert und trat 1276 der Hansa bei. Von der Mitte des 14. Jahr-
Hunderts an wurden benachbarte Gebiete erworben, wiewohl gerade damals
heftige Partei- und Verfassungskämpfe stattfanden. Nachdem sich die Stadt
früh der Reformation angeschlossen und trotzdem von Kaiser Karl V. große
Begünstigungen erfahren hatte, widerstand sie 1547 im Schmalkaldischen Kriege
zweimal kaiserlichen Heeren und überwand ziemlich glücklich den Dreißigjährigen
Krieg. Im Westfälischen Frieden als freie Reichsstadt anerkannt, hatte sie mit
Schweden, das in den Besitz des ehemaligen Erzbistums Bremen gelangt war,
mancherlei Streitigkeiten, war 1806—1811 souveräner Staat, 1811 —13 in
das französische Kaiserreich einverleibt und wurde dann Mitglied des Deutschen
Bundes. In der folgenden Zeit begann eine großartige Entwicklung des
Handels und damit des ganzen Staatswesens. Bei der Neugestaltung unsers
Vaterlandes stand Bremen mit Begeisterung auf der Seite Preußens.
Schon ehe Bremen sich besonderer Freiheiten erfreute, zeigten seine Bürger
bemerkenswerten Unternehmungsgeist; so gründeten sie die Stadt Riga (1158) und
beteiligten sich auch in hervorragender Weise am dritten Kreuzzuge. Den ersten Freiheits-
brief stellte Kaiser Friedrich I. (1186) aus, Seitdem nahmen die Bürger ihre An-
gelegenheiten mehr und mehr in die eigne Hand und schlössen Bündnisse mit andern
Städten und Handelsverträge mit den nordischen Reichen. Seit 1350 erwarb die
Stadt allmählich das Land zwischen Wümme und Weser, Langwedel und Wildes-
hausen, Stotel, Thedinghausen, Teile der Grafschaft Delmenhorst und die Herr-
schaft Bederkesa, ferner Stadt und Amt Blumenthal 2c., Gebiete, die später zeitweise
wieder verloren gingen. Diese Zeit bildet auch eine Blütezeit des Bremer Handels;
damals aber gerade lagen sich die Zünfte und Geschlechter in den Haaren (die letzteren
siegten), auch mußten mit den Grafen von Oldenburg und Hoya, sowie mit den
seeräuberischen Friesen heftige Kämpfe geführt werden. Karl V. erteilte (1541)
Bremen große Vorrechte in der Rechtspflege, Schiffahrt auf der Weser und das
Münzrecht, anch^bestätigte er den erworbenen Besitzstand; im Dreißigjährigen Kriege
mußte aber die Stadt sich einen lästigen Zoll bei Elsfleth gefallen lassen. Im Streite
mit Schweden mußten an das Herzogtum Bremen wiederholt Gebiete abgetreten
werden; erst 1741 endeten die Mißhelligkeiten (zweiter Stadischer Vergleich). Nach
den Befreiungskriegen werde endlich der Elsflether Zoll beseitigt (1820), dann aus
ehemals hannoverschem Gebiete die Hafenstadt Bremerhaven (1827) gegründet, welche
von außerordentlicher Wichtigkeit wurde. Nachdem 1848 die aristokratische Verfassung
vorübergehend durch eine stark demokratische beseitigt worden war, trat am 21. Februar
1854 die jetzige Verfassung in Kraft.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl_V. Karl_V. Friedrich_I. Blumenthal Karl_V. Karl_V.
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Handelsmonopol nach Ostindien. 101
Ostindischen Kompanie durch die Krone von neuem bestätigt, unter der
Bedingung, den Kapitalstock um 1v2 Million zu vermehren und jährlich
sür 100 000 Psd. Sterl. britische Waren auszuführen. Das Haus der
Gemeinen stellte die Berechtigung unbehinderter Monopolverleihung durch
die Krone in Frage und bestimmte, „daß es das Recht jedes Engländers
Aurengzeti, »mgetien von den Würdenträgern seines Hofes. (3m Hinlergmnd der 2p('an des
Uj'anenlhrones.) Nach indischen Vorlagen.
sei, nach Ostindien oder irgend einem Teile der Welt Handel zu treiben,
außer wenn es durch eine Akte des Parlaments verboten worden wäre."
In solchem Verhältnis standen Regierung und Volk.^
Fast um dieselbe Zeit, als die erste indische Kompanie im Jahre 1698
jenes Territorium, aus welchem sich gegenwärtig Kalkutta, die Hauptstadt
des Jndo-britischen Reiches, ausdehnt, und weiterhin die Stadt Tschatamntti
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
102 Die Engländer in Ostindien.
und Godwindpur samt der Gerichtsbarkeit über die Bewohner mit dem
Rechte, Forts zu errichten, erwarb — wurde der neuen Ostindischen
Handelskompanie am 5. September desselben Jahres, nachdem sie die
Regierung vermittelst einer Bestechung von 2 Millionen zu 8 % in Form
einer Anleihe gewonnen hatte, unter dem Titel „Die englische Kompanie
der nach Indien handelnden Kaufleute von England", zufolge einer
Parlamentsakte vom 5. Juli ebenfalls ein Freibrief erteilt. Die neue
Genossenschaft rüstete im nächsten Jahre (1699) drei Schiffe mit einer
Ladung im Werte von 178 000 Pf. Sterl. für Indien aus, während die
alte Ostindiakompanie in demselben Jahre auf 13 Schiffen für 525 000
Pfd. Sterl. Waren sandte.
Die Streitigkeiten zwischen beiden Gesellschaften, deren neuere man
Dowgatekompanie hieß, weil sie in der Dowgatestraße, und zwar in
der stattlichen Halle der Pelzhändler, ihre Versammlungen abhielt, während
die ältere nach ihrem Geschäftshaufe in der Leadenhallstraße benannt
wurde, zogen sich in feindseligster Weise manche Jahre hin. Die Haupt-
Waffen der neuen Genossenschaft waren Schmähschriften, die der alten
Geldbestechungen; die neue wurde durch die Whigs unterstützt, die alte
durch die Tories; jene stützte sich auf die Volksgunst, die letztere aus den
ungeheuren Vorteil eines großen gemeinsamen Schatzes. Mit Hilfe des
letzteren hatte sich die Unterstützung aller Einflußreichen am Hofe und im
Parlamente leicht erkaufen lassen, während die neue Kompanie das Geld
zu dergleichen Zwecken aus ihrem eignen Seckel nehmen mußte, ohne
Hoffnung auf baldigen Wiedergewinn.
Die bisherigen Verdrießlichkeiten, bei denen niemand etwas gewann,
sowie zahllose Mißstände, die der Nebenbuhlerschaft der beiden Kompanie»
entsprangen, führten im Jahre 1701 schließlich doch zu einer Vereinigung
der zwei Gesellschaften, welche Königin Anna durch das Staatssiegel am
22. Juli 1702 sanktionierte. Als das englische Gouvernement sich sechs
Jahre nachher in Geldnot befand, erklärte es sich bereit, der „Vereinigten
Kompanie" das ausschließliche Privilegium des Handels nach Ostindien
bis zum 25. März 1726 wieder zuzugestehen. Durch eine Parlamentsakte
ward der Gesellschaft bis drei Jahre nach dem Erlöschen ihres Freibriefes
ihr früheres Monopol und damit ihr gesicherter Bestand gewährleistet.
Dafür forderte die Regierung jedoch eine Aushilfe von 1 200 000 Pfd.
Sterl. ohne Interessen, welche samt dem früheren Vorschusse von
2 000 000 Pfd. Sterl. eine 5 °/0 Anleihe der Regierung bilden sollten.
Mit der segensreichen Regierung Wilhelms Iii. hatte die Glanz-
Periode des Handels und allgemeinen Wohlstandes Großbritanniens be-
gönnen. — Die außerordentliche Wichtigkeit der südasiatischen Kolonien
für die englische Machtstellung trat während einer Verkehrs- und Handels-
strömung, wie sie bis dahin noch nicht dagewesen, immer mehr zu Tage.
Das britische Gouvernement sah sich veranlaßt, den Niederlassungen
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Fürstentümer Reuß. 507
durch die Linie Zeitz-Gera-Eichicht mit Leipzig und Greiz, durch die Linie Weimar-
Gera mit der Thüringischen Bahn und durch die Linie Gera-Gößnitz mit der Bahn
Leipzig-Eger verknüpft. Im Jahre 1888/89 besaß Reuß alt. L. im ganzen 35,4 km
Bahn, und zwar nur Staatsbahu, Reuß j. L. 57 km. In der altern Linie war
das Postwesen von 1780—1806 unter Leitung des Fürsten von Thnrn und Taxis
als Reichspostmeister, dann bis 1867 in selbständiger Verwaltung jenes Fürsten;
in der jüngeren Linie hatte Fürst Thurn und Taxis von 1616—67 die selbständige
Postverwaltung; seit 1867 ist in beiden Ländern das Postwesen auf den Nord-
deutschen Bund, bez. das Reich übergegangen. Die Verwaltung führt jetzt die Ober-
Postdirektion Erfurt.
In Reuß alt. L. wie j. L. ist die Verfassung konstitutionell-monarchisch
(Gesetz vom 28. März 1867, bez. Staatsgrundgesetz vom 14. April 1852 und
vom 16. Mai und 20. Juni 1856); in ersterem Ländchen besteht ein Landtag
von 12 Abgeordneten, der sich alle sechs Jahre erneut, in letzterem ein solcher
von 16 Abgeordneten, welcher alle drei Jahre berufen wird. In der älteren
Linie steht an der Spitze der Landesregierung unter dem Fürsten ein Regie-
rungspräsident; für Kirchen- und Schulsachen ist ein Konsistorium da; Landes-
schulinspektor ist der Superintendent in Greiz. In der jüngeren Linie führt
unter dem Fürsten ein Staatsministerium die Regierung, welches Abteilungen
hat: 1) für das fürstliche Haus, 2) für die Reichsangelegenheiten und die Be-
Ziehungen zu andern Staaten, 3) für das Innere, 4) für die Justiz. 5) für
die Kirchen- und Schulangelegenbeiten und 6) für die Finanzen. Den Land-
ratsämtern stehen Bezirksausschüsse zur Seite. Die Hauptstaatskasse ist in
Gera. — Die Fürstentümer stellen mit Sachsen-Altenburg und Schwarzburg-
Rudolstadt das 7. thüringische Infanterieregiment Nr. 96, das zum Iv. Armee-
korps gehört.
Fürstentum Reuß ält. Knie.
Greiz, Hauptstadt des Fürstentums und Bahnkreuzungspunkt im anmutigen
Thale der Weißen Elster, 20141 Einwohner (1890). Sitz der Landesbehörden, Land-
gericht, Gymnasium mit Realklassen, Schullehrerseminar; Residenzschloß (Park), ansehn-
liches Rathaus, Waisenhaus. Von waldbedeckten Anhöhen (Laub- und Nadelholz) um-
geben, rauhes Klima, Boden von mäßiger Fruchtbarkeit. Bedeutende Textilindustrie:
Wollen- und Baumwollenweberei (Kaschmir, Thibet, Ripse, Velour, Popeline, Tücher,
Shawls, viele mechanische Webereien mit circa 3000 Webstühlen, mehrere große
Kammgarn- und Streichgarnspinnereien, bedeutende Dampffärbereien und Appretur-
anstalten, Wollenkämmereien und Wollendruckereien); dazu Kesselschmiede und Ma-
schinenbananstalt, Eisengießerei, Papierfabrikation und mehrere große Brennereien ?c.
Reichsbanknebenstelle. Es sind gegen 100 Wollenwarensirmcn vorhanden, welche in
Greiz und Umgegend 9 — 10000 Weber beschäftigen. Großer Export in europäische
und außereuropäische Länder, jährlicher Wert der Fabrikate circa 25 Mill. Mark.
Zu den Erzeugnissen der betreffenden Industrie tragen unter andern bei: die Dörfer
Pohlitz, Hermannsgrün, Reudnitz, Fraureuth und besonders auch die Stadt
Zeulenroda. Die letztere liegt in hoher Waldgegend, 8003 Einwohner. Schönes
Rathaus. Außer wollenen und baumwollenen Kleiderstoffen auch Gummiwaren,
Maschinen, Seife, Lampen und besonders Strumpfwirkerei, bedeutender Viehhandel;
in der Umgegend Steinbrüche. — Auf einem bewaldeten Felsen an der Saale das
Schloß Burg; dabei das Eisenwerk Burghammer.
Fürstentum Reujz s. Cinie.
Der Landratsamtsbezirk Gera, welcher das nördliche Gebiet umfaßt. Darin:
Gera, anmutig gelegene Hauptstadt des Fürstentums und Eisenbahnknotenpunkt an
der Weißen Elster, 39670 Einwohner (1890). Sitz der Landesregierung, Landratsamt,
Land- und Schwurgericht, Hauptsteueramt, Gymnasium, Realgymnasium, Handels-
und kaufmännische Hochschule, Laudesarbeits- und Waisenhaus, Privatirrenanstalt,
fürstliches Schloß Öfterstem (auf dem steilen, waldbedeckten Hainberge über der
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Ortsnamen: Greiz Gera Greiz Gera Greiz Weißen_Elster Kaschmir Greiz Zeulenroda Steinbrüche Eisenwerk_Burghammer Gera
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Hamburg. 553
Elbufer das Gebiet Geesthacht; ferner nordöstlich von Hamburg, von Holstein um-
geben, vier kleine Exklaven, die mit den nördlichen Vorstädten und Dörfern zu der
Landherrschaft der Geestlande vereinigt sind; endlich südlich von Hamburg, von Han-
nover umgeben, die Exklave Moorburg, die mit den Elbinseln und den benachbarten
Flußmarschen zu der Landherrschaft der Marschlande vereinigt ist.
Der Hamburgische Staat gehört fast ganz dem Niederungsgebiete des
Elbstromes an, der sich oberhalb der Stadt in mehrere Arme teilt; das Geest-
land ist wellenförmig, das Marschland sehr fruchtbar, auch der Boden des
Amtes Nitzebüttel. Das Klima ist mild und feucht.
Die Elbinseln sind sehr flach; Ebbe und Flut machen sich bis 30 km oberhalb
Hamburg bemerkbar; in der Stadt beträgt der Unterschied des Wasserstandes 1,86 m.
Bei Hamburg münden die Flüßchen Alfter und Bille iu die Elbe. — Das Geest-
land hat graudigen, zum Roggenbau geeigneten Boden; zu beideu Ufern der Alster
finden sich kleine Heidestrecken. Das durch zahllose Gräben entwässerte Marschland
hat namentlich in den „Vierlanden" bei Bergedorf eine ungewöhnliche Ergiebigkeit;
größtenteils auch fett und ertragsreich ist der Boden der Gegend von Ritzebüttel und
der Insel Neuwerk. — Die Elbe läßt sich im Winter meist offen halten. Die Luft
ist von Feuchtigkeit erfüllt, der Himmel selbst an den schönsten Tagen selten völlig
wolkenlos. Die herrschende Windrichtung ist West, windstille Tage sind selten, heftige
Stürme hingegen, besonders im Dezember, häufig. Gutes Quellwasser fehlt fast
überall; in Hamburg braucht man hauptsächlich das Elbwasser, welches durch die
Wasserleitung verbreitet wird. Der Gesundheitszustand ist im ganzen günstig, doch
erzeugen die kalten Winde leicht Erkältungskrankheiten.
Hamburg wird zuerst 811 erwähnt und wurde 831 Bischofssitz. Die
älteste Geschichte der Stadt war eine sehr bewegte und leidvolle; erst als die
Grafen von Schauenburg in den Besitz Holsteins und Hamburgs gelangten,
(1106) besserten sich die Verhältnisse. Im Jahre 1189 verlieh Kaiser
Friedrich Barbarossa der Stadt auf den Wunsch des Grafen Adolf bedeutende
Rechte. Das 13. Jahrhundert brachte schwere Kämpfe. Im Jahre 1242
wurde durch das Schutz- und Trutzbündnis Hamburgs mit Lübeck der Grund
zu der Hansa gelegt. Von nun an hob sich Hamburg mehr und mehr und
stieg an Rechten, Länderbesitz und Reichtum. Gegen Ende des 14. Jahr-
Hunderts brachen Streitigkeiten zwischen dem Rate und der Bürgerschaft aus,
welche später zu einer Teilnahme der Bürgerschaft an der Verwaltung führten.
Im Kriege mit Holland und Dänemark behauptete die Stadt ihre Handels-
Vorrechte (1441). Die Reformation wurde 1529 eingeführt. Seit 1560
besteht die Börse. Der Verfall der Hansa war für Hamburgs Entwicklung
nicht unvorteilhaft; Hamburg wurde der Sitz des Handels mit England. Im
Jahre 1619 entstand die Bank; im Jahre vorher wurde Hamburg förmlich
als Reichsstadt anerkannt. Der Dreißigjährige Krieg verlief für die Stadt
verhältnismäßig günstig. Die immer wieder erneuerten Streitigkeiteu zwischen
Rat und Bürgerschaft erreichten endlich ihren Abschluß 1713. Nach dieser
Zeit gewann der vorher niedergegangene Handel neuen Ausschwung. Nachdem
vorher Dänemark endgültig auf seine Ansprüche an Hamburg verzichtet hatte,
nahm dieses 1770 seinen Sitz auf dem Deutschen Reichstage ein. In der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts erlangte Hainburg großen Ruhm als Sitz aus-
gezeichueter Dichter. Zum Welthandel entwickelte sich Hamburgs Handel während
des amerikanischen Freiheitskrieges und uach der Eroberung Hollands durch die '
Frauzoseu. Im Jahre 1810 wurde die Stadt vollständiger Freistaat, im gleichen
Jahre Hauptstadt des französischen Departements der Elbmündungen. Voin
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Ritzebüttel Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Adolf Hamburgs
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
162 Sechstes Kapitel.
Lindau, Konstanz, Biberach, Eßlingen, Heilbronn, Reutlingen, Hall, Nord-
lingen :c. empor.
Auf andern Handelswegen traten damals die rheinischen Städte Basel,
Straßburg, Speier, Worms, Mainz und Köln mit Italien in Verbin-
duug, um gleichzeitig rheinabwärts die orientalischen Waren nach den Nieder-
landen zu vertreiben. Vermittelst seines Stapelrechts, welches jeden vorüber-
fahrenden Kaufmann zwang, seine Ware drei Tage lang im städtischen Kaufhause
auszulegen, ehe er weiter ziehen durfte, gewann namentlich Köln eine Herr-
schende Stellung am Rhein; freilich hemmten die ursprünglich dem Reiche,
später den Landesherren gehörigen Rheinzölle, und in der Zeit des Faust-
rechts die zahlreichen Raubritter, von ihren entlang des Stromes liegenden
festen Raubschlössern aus, nicht unerheblich den Handelsverkehr. Der rheinische
Städtebund sorgte, ähnlich wie der schwäbische in Süddeutschland, zeitweise
für Beseitigung der lästigen Raubnester. Während dann fett Anfang des
14. Jahrhunderts die meisten Rheinstädte dadurch ihre Bedeutung als Stapel-
Plätze für den Verkehr zwischen Italien und den Niederlanden verloren, daß
die Venezianer direkten Anschluß nach Brügge und Antwerpen suchten, be-
hauptete Köln als Glied der Hansa weiter seine hervorragende Stellung für
den nordischen Handel.
Der erwähnte Bund der Hansa zeigt den deutschen Handel auf seiuem
Höhepunkte, wie ihn andre Kulturvölker des Mittelalters kaum in ähnlicher
Weise zu erringen vermochten.
Die Anfänge der Hansa sind folgende: Hamburg, Bremen und Lübeck
sowie Wisby auf der Insel Gotland wurden seit dem 12. Jahrhundert allmählich
Hauptpunkte des nordischen Handels. Auch in Nowgorod in Rußland und Riga
faßte der deutsche Handel zu weiterer Entfaltung festen Fuß; sächsische Städte, wie
Braunschweig, niederrheinische, wie Soest und Dortmuud, nahmen an dem
Verkehre teil. Später entstanden an der Ostseeküste noch zahlreiche Hafenstädte,
welche die Vermittelung zwischen den Binnenplätzen und dem Norden übernahmen;
zu ihnen gehören Wismar, Rostock, Greifswald, Anklam, Stralsund,
Demmin, Kolberg, Danzig, Königsberg, Reval, Dorpat. Aus den Ver-
einen nun, welche zum Schutze des Handels an verschiedenen Punkten von solchen
deutschen Städten seit dem Ende des 12. Jahrhunderts abgeschlossen wurden, bildete
sich der Hansabund, an dessen Spitze Lübeck trat, wo die Bundesversammlungen
regelmäßig abgehalten wurden. In der Blütezeit des Bundes gehörten demselben
fast alle Städte, die eine handeltreibende Bevölkerung besaßen, selbst ziemlich kleine,
an, und man teilte den Bund in vier Kreise oder Quartiere, nämlich den wen-
dischen mit dem Vororte Lübeck, den westfälischen mit dem Vororte Köln,
den sächsischen mit dem Vororte Braunschweig und den preußischen mit dem
Vororte Danzig.
Auf eine lange Zeit hinaus beherrschte der Hausabund die nördlichen
Meere so vollständig, daß sich die Könige von Dänemark, Norwegen und
Schweden ihm beugen mußten; es geschah dies namentlich nach Verwüstung der
Küsten von Norwegen, Seeland und Schonen sowie der Eroberung von Kopen-
Hägen, Helsiugör, Norköpiug :c., durch den Frieden von 1370, in welchem
Waldemar Iii. von Dänemark geloben mußte, daß künftig ohne den Rat der
Städte niemand anf den dänischen Thron kommen und daß erst dann der neue
Herrscher als rechtmäßiger König betrachtet werden sollte, wenn er der Hansa
alle ihre Rechte und Freiheiten bestätigt hätte. Diese Machtstellung behauptete
der Hausabund bis zum Anbruche der neueren Zeit.
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Schlesien unter unabhängigen Piasten bis zum Jahre 1355. 9
gegangen, daß nur die ältesten Söhne Länder erben, die jüngeren Söhne in
den geistlichen Stand treten sollten, so wären alle diese Zersplitterungen des
Landes vermieden worden. Wie es aber damals stand, war kein Ende der
Teilungen abzusehen, und die Ohnmacht der einzelnen kleinen Fürsten, die
natürlich mit ihrer Menge immer zunehmen mußte, ließ die Einwohner fürchten,
daß sie die Beute einer benachbarten Macht werden würden. Fürsten und
Uuterthanen mußten also wünschen, freiwillig eine Oberherrschaft anzuerkennen;
konnten sie doch vielleicht bald, wenn sie sich nicht einem Fürsten ihrer Wahl
unterstellten, gezwungen werden, einem Fürsten zu gehorchen, dem sie nicht
gern unterthänig waren.
Die Mongolenschlacht bei Liegnitz. Der Fall des Herzogs.
An Polen zu fallen, war beiden ein unerträglicher Gedanke; denn die
Herzöge hatten zu viel Stolz, um sich denen zu unterwerfen, die selbst nicht
mehr als sie und von denen sie verstoßen waren; die ihnen nie Schuh gewährt
hatten, so oft sie solchen suchten; von denen sie sogar ost ihr Land hatten ver-
wüsten sehen. Dazu kam, daß auch Polen durch Erbschaft und Streit zerteilt
und deshalb von dort keine Hilfe zu erwarten war.
Ganz anders stand es mit Böhmen. Dieses Reich war mächtig und stand
auf der Höhe seiner Macht. Johann, ein Sohn des deutschen Kaisers Heinrich Vii.
aus dem Hause Lützelburg, hatte sich mit einer böhmischen Prinzessin vermählt
und war 1309 König von Böhmen geworden. Von einem Reiche, das von
einem deutschen Fürsten beherrscht wurde und mit dem deutscheu Kaiser in
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Extrahierte Personennamen: Johann Heinrich_Vii Heinrich
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10 Aus Schlesiens Vergangenheit.
naher Beziehung stand, wünschte und hoffte man Hilfe. Auch hatten sich einige
schlesische Piasteu schon an Böhmen angeschlossen, wie Heinrich von Breslau.
Im Jahre 1327 ergaben sich alle oberschlesischen Herzöge, wahrscheinlich nach
gemeinsamer Beratung, dem Könige von Böhmen als Vasallen. Die meisten
niederschlesischen Herzöge folgten ihrem Beispiele im Jahre 1329. Nur
Przismislaus von Glogau widersetzte sich allen Anträgen des böhmischen Königs
und sagte: „Ich will lieber als freier Fürst am Bettelstabe aus Schlesien gehen,
als meine Freiheit verkaufen und unter einem fremden Könige dienstbar leben."
Nach feinem Tode wurden seine Brüder, die ihn beerbten, Böhmens Vasallen.
Nur die Fürstentümer Schweidnitz, Jauer und Münsterberg waren noch un-
abhängig, als im Jahre 1335 Kasimir Iii. von Polen in einem Vertrage mit
Johann von Böhmen alle feine Ansprüche auf Schlesien aufgab. Zwanzig
Jahre später gehörte ganz Schlesien zu Böhmen.
Schlesien unter böhmischen und ungarischen Königen bis 1526. Der
erste schlesische Fürstentag 1337. Das Verhältnis, in welches die schleichen
Fürsten zu Böhmen getreten waren, kann kein drückendes genannt werden.
Die Eigentumsrechte der Fürsten erhielten anfangs nur geringe Einschränkungen;
es blieben ihnen die Rechte, Truppen zu halten, Münzen zu schlagen, Gesetze
zu geben und die oberste Gerichtsbarkeit auszuüben. Johann aber versprach
ihnen Schutz gegen alle feindlichen Anfälle und verlangte nur Beistand im Kriege
von ihnen innerhalb der Grenzen Schlesiens; wenn er ihre Truppen außerhalb
des Landes gebrauchen sollte, so sollten sie von ihm besoldet werden; während
des Krieges sollten ihm alle festen Schlösser offen stehen. Wenn so für den
Augenblick der König von Böhmen keinen großen Vorteil von dem Besitze
Schlesiens hatte, so wurden doch bei dem Aussterben der rechtmäßigen Erben
eines Fürstenhauses die Länder Eigentum Böhmens. Dieser Fall trat zuerst
bei dem Fürstentum Breslau im Jahre 1335 durch den Tod Heinrichs "Vi. ein.
Obgleich sich Johann schon 1327 zu Breslau hatte huldigen lassen, so hielt er
es doch für gut, diese Huldigung noch einmal 1337 zu veranstalten, und zwar
nicht nur von seiten der Breslauer, sondern durch alle lehuspflichtigen fchle-
fischen Fürsten. Die Versammlung, welche damals stattfand, heißt der erste
schlesische Fürstentag. Nach ihm heißen alle späteren Versammlungen der
schleichen Fürsten „Fürstentage". Um sich beliebt zu machen, sicherte Johann
den Breslauern ihre bisherigen Rechte und Freiheiten zu und erteilte ihnen
noch neue Vorrechte.
Breslau im Sann; öischof und König im Streit (1339—1342). Johann
von Böhmen trachtete nach dem Besitze des Schlosses Militsch an der polnischen
Grenze, das dem damals noch unabhängigen Bistum Breslau gehörte. Da
ihm der Ort für seine Unternehmungen nach Osten und Norden hin sehr wichtig
erschien, so knüpfte er mit dem Bischof Nanker wegen der Abtretung der Grenz-
feste Unterhandlungen an, die aber an der Festigkeit des Bischofs scheiterten.
Was er auf geradem Wege nicht erlangen konnte, suchte er zuerst mit Gewalt,
dann mit List zu erzwingeu.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Breslau Heinrich Kasimir_Iii Johann_von_Böhmen Johann Johann Heinrichs Heinrichs Johann Johann Johann Johann Johann
von_Böhmen Johann
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Altschlesische Münzen. 27
Nachstellungen des deutschen Königs nicht möglich sei, den Peterspfennig zu
zahlen (promissum principi apostoloram Petro persolvere censuni). Ob
Boleslaw später Wort gehalten hat oder nicht: jedenfalls steht fest, daß die
Polen schon ums Jahr 10(30 die edlen Metalle als Geld kannten. Wenn daher
noch gegen Ende des 12. Jahrhunderts in Krakau auch Marderschnauzen und
Eichhornköpfe die Stelle des Geldes vertraten, so waren das nur noch Überreste
aus früherer Zeit. In Schlesien wurden zwar noch im Anfange des 13. Jahr-
Hunderts Felle von Mardern und Eichhörnchen statt des Zehnten gegeben; aber
sie hatten damals nicht mehr die Bedeutung des Geldes, sondern galten als
Naturalzehnt, wie Getreide, Honig u. dergl.
Wurden edle und unedle Metalle irgendwo gefunden, so war der Besitzer
des Grundes und Bodens zwar Eigentümer; der Fürst aber galt da, wo er
nicht selbst Grundbesitzer war, als Obereigentümer, der dem Besitzer erst das
Recht des Bergbaues verlieh, oder, wenn dieser nicht bauen wollte, es jedem
andern verleihen konnte; in beiden Fällen aber hatte er von jedem, der Metall
gewann, den Zehnten oder das Urbar, d. h. den zwölften Teil des ganzen Ge-
Winnes, zu beanspruchen.
Das Recht zu münzen besaßen die Herzöge ausschließlich, wie sich aus
mehreren Urkunden nachweisen läßt. Als z. B. im Jahre 1222 der Herzog
Kasimir von Oppeln dem Bischof Laurentius die Gründung von Ujest nach
deutschem Rechte gestattete, behielt er ausdrücklich das Recht der Münze für
sich. Der Herzog Heinrich I. erteilte im Jahre 1204 dem Kloster zu „Unserer
lieben Frauen" aus dem Sande zu Breslau eine Anweisung auf 10 Mark
Silbers jährlich aus der dortigen Münze, die ihm also gehörte. Nur der-
jenige durfte münzen, dem der Herzog das Recht dazu verliehen hatte. In der
frühesten Zeit übten die Herzöge selbst das Münzrecht durch ihre Münzen aus.
Später aber verkauften sie das Recht jährlich an die Münzer; die Pächter der
Münzen waren oft jüdische Kaufleute, die zum Schneiden der Münzstempel sich
nicht selten Leute ihrer Nation annahmen, die keine andre als die hebräische
Schrift kannten. Daher finden wir auf polnischen und schlesischen Münzen jener
Zeit zuweilen hebräische Buchstaben.
Von den aus dem Bergbau und der Münze fließenden herzoglichen Ein-
künften nahm die Kirche schon sehr früh den zehnten Teil in Anspruch, und
die Herzöge sicherten ihr in der That denselben zu. So wurde dem Bischof
Laurentius im Jahre 1227 von Heinrich I. der Zehnte von dem Anteile des
Herzogs an dem Goldgewinne, also der Zehnte des Zwölften (des Urbar), be-
willigt. Boleslaw Ii. von Liegnitz versprach im Jahre 1265 dem Bistum
den Zehnten seines Anteils an der Gewinnung aller Metalle, nämlich des
Goldes. Silbers, Kupsers, Bleis und was sonst in seinem Lande gesunden wurde.
Daß der Münzzehnt in seinem ganzen Lande dem Bischof von Breslau gehöre,
bekennt Heinrich Iii. urkundlich im Jahre 1264. Das Münzrecht selbst er-
langte der Bischof von Breslau erst im Jahre 1290, als Herzog Heinrich Iv.
an seinem Todestage zur Genngthuung für die vielen Bedrückungen, die er der
Kirche und den ihr unterworfenen Gütern und Personen bei Lebzeiten zugefügt
hatte, dem Bistum das große Privilegium erteilte. Seit dieser Zeit kann es
erst bischöfliche Münzen geben. Im Laufe des 14. Jahrhunderts verkauften
oder überließen die Herzöge das Münzrecht zum Teil den Städten.
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TM Hauptwörter (200): [T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Altschlesische Boleslaw Kasimir_von_Oppeln_dem_Bischof_Laurentius Heinrich_I. Heinrich_I. Boleslaw_Ii Boleslaw Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich
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Laurentius Goldgewinne Liegnitz Breslau Breslau